Geschichte der Abteilung
Frühere/auslaufende Studiengänge
Diese Studienangebote wurden in der Vergangenheit von unserer Abteilung verantwortet und zwischen 2018 und 2024 sukzessive außer Kraft gesetzt:
- Gesang und Gesangspädagogik (Bachelor; Master)
- Instrumentalpädagogik Klavier (Bachelor; Master)
- Instrumentalpädagogik Gitarre (Bachelor; Master)
- Künstlerische Aufbaustudiengänge (Konzertexamen) Gesang, Klavier oder Gitarre
Übersicht
Gründung und Anfangsjahre
Die Abteilung Musikpädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kann als älteste universitäre musikpädagogische Bildungsstätte Deutschlands auf eine traditionsreiche Geschichte zurückblicken, welche unmittelbar mit der Historie der Abteilung Musikwissenschaft verflochten ist. Im Jahr 1903 hielt der Musikforscher Hermann Abert (1871-1927) in Halle erste Vorlesungen über Musikgeschichte. Unter seiner Leitung wurde im Jahr 1907 an der damaligen Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg eine „Prüfungsstelle für wissenschaftlich gebildete Gesangslehrer an höheren Schulen“ eingerichtet. Die Musikpädagogik im eigentlichen Sinn hielt erst nach dem zweiten Weltkrieg Einzug in die hallesche Universität. Im Wintersemester 1947/ 48 war die „Musikerziehung“ noch ohne Institutsstatus, ab Sommersemester 1948 als „Abteilung Musikerziehung“ innerhalb der „Pädagogischen Fakultät“ angesiedelt. Die künstlerische Ausbildung der Studierenden erfolgte zunächst an der damaligen „Hochschule für Theater und Musik“, die von 1947 bis 1955 ebenfalls in Halle bestand. Im Wintersemester 1949/50 erhielt Max Schneider, damaliger Lehrstuhlinhaber des Instituts für Musikwissenschaft, den Auftrag zur Gründung eines Instituts für Musikerziehung. Ende 1949 signalisierte die Landesregierung, dass das „Institut für Musikerziehung“ an der „Pädagogischen Fakultät der Martin-Luther-Universität“ mit Wirkung vom 1. Januar 1950 seine Tätigkeit als selbständiges Institut aufnehmen könne. Erster Institutsdirektor der neu gegründeten Einrichtung war Fritz Reuter (1896-1963), der im Jahr 1952 zum ersten Lehrstuhlinhaber für Musikpädagogik an einer deutschen Universität berufen wurde und in dieser Funktion bis 1955 in Halle tätig war.
Aus den Fünfzigerjahren: Studierende und das Team um den ersten deutschen Musikpädagogik-Lehrstuhlinhaber Fritz Reuter (vorn rechts). Foto: Archiv
Institutschronik 1950 bis 1991
1950
musiktheoretische und musikpraktische Lehrangebote am Institut für Musikerziehung sowie erste Nachweise einer schulpraktischen Ausbildung mit folgenden Veranstaltungen: Schulbesuch, Musikerziehung, Methodik und Schulpraxis sowie Hospitationen und Unterrichtsversuche in einer 5. Mädchenklasse einer Grundschule (Vgl. VLV SS 1950)
1951
Erweiterung der wählbaren Instrumentalfächer: neben Klavier wurde Unterricht in den Fächern Violine, Akkordeon, Violoncello/ Gambe, Gitarre/Laute, Blockflöte und Kontrabass erteilt; Orgelunterricht konnte an der Theologischen Fakultät belegt werden (Vgl. VLV WS 1951/52)
1955
neuer Status als Abteilung Musikerziehung (Leitung: Walther Siegmund-Schultze) des Musikwissenschaftlichen Instituts neben Historischer und Systematischer Abteilung (Leitung: Max Schneider) an der Philosophischen Fakultät
Schließung der in der Lehmannschen Villa angesiedelten Hochschule für Theater und Musik; Übernahme durch das Pädagogische Institut, die spätere Pädagogische Hochschule, Fachrichtung Musik (Leitung: Alfred Hetschko)
1962
Siegfried Bimberg übernimmt die Leitung der Abteilung Musikerziehung und erhält 1964 den Lehrstuhl Theorie und Praxis des Musikunterrichts/Musikpädagogik
ab 1969
in Folge der dritten Hochschulreform werden die Fakultäten und Institute der Universität durch Sektionen und Wissenschaftsbereiche ersetzt; Zuordnung des Wissenschaftsbereiches Musikwissenschaft mit seinen Abteilungen Musikwissenschaft (Leitung Walther Siegmund-Schultze, in den 80er Jahren Leitung Bernd Baselt) und Musikerziehung (seit den 70er Jahren Leitung Reinhard Langer) sowie des Wissenschaftsbereiches Methodik des Musikunterrichts (Leitung: Siegfried Bimberg) zur Sektion Germanistik und Kunstwissenschaften
1991
Neugründung des Institutes für Musikpädagogik (Leitung Johannes Künzel) am Fachbereich Kunst- und Altertumswissenschaften mit den Abteilungen Künstlerische Praxis (Leitung: Jens Lorenz) und Musikdidaktik (Leitung: Siegfried Bimberg)
Institutschronik 1991 bis 2008
Im Zuge der demokratischen Erneuerung der Universität kam es im Jahr 1991 am damaligen Fachbereich Kunst- und Altertumswissenschaften zur Neugründung des Institutes für Musikpädagogik mit den beiden Abteilungen Künstlerische Praxis und Musikdidaktik. Zum ersten Institutsdirektor wurde Kammersänger Johannes Künzel gewählt, unter dessen Direktion zu Beginn der neunziger Jahre entscheidende Impulse für künftige Entwicklungen gesetzt wurden. Mit neuen Konzeptionen zur Überarbeitung bestehender Lehramtsstudiengänge sowie zur Einrichtung neuer Diplomstudiengänge für die Fächer Klavier und Gesang gelang dem Musikinstitut die Neuprofilierung.
In der Folgezeit wurden vier Professorenstellen mit renommierten FachkollegInnen besetzt. Georg Maas wurde im März 1995 zum Professor für Musikdidaktik und Musikpädagogik berufen; es folgten Berufungen des Professors für Klavier, Marco Antonio de Almeida (1996), der Professorin Gesang, Marina Sandel (1997), sowie des Professors für Musiktheorie, des Komponisten Jens Marggraf (1999).
Neben den traditionellen Lehramtsstudiengängen Lehramt Musik an Gymnasien und Lehramt Musik an Sekundarschulen, auch in Kombination mit dem Lehramt an Förderschulen, wurde ab WS 2003/04 in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik ein kombinierter Lehramts- und Kirchenmusiker-Studiengang eingerichtet: Lehramt Musik an Gymnasien/ Bachelor Kirchenmusik. Entscheidend für die Wahl des künstlerischen Hauptfaches innerhalb eines Lehramtsstudienganges erwies sich der erreichte künstlerische Entwicklungsstand zum Zeitpunkt der Eignungsprüfung. Für Studierende im Lehramt Musik an Gymnasien waren neben Klavier auch die Fächer Gesang, Chorleitung und beinahe jedes Orchesterinstrument als Hauptfach wählbar. Für Studierende im Lehramt Musik an Sekundarschulen bestanden Wahlmöglichkeiten im künstlerischen Hauptfach zwischen Klavier, Gesang und Gitarre.
Der musikspezifische Fächerkanon für die Studierenden im Lehramt zeichnete sich insbesondere durch die Verbindung des traditionellen Ausbildungsfundaments, bestehend aus musikpraktischen, -wissenschaftlichen und -didaktischen Ausbildungsanteilen, mit medienkundlichen und popularmusikalischen Spezialgebieten aus.
Das zweite Lehramtsfach konnte frei gewählt werden aus einem ca. 20 geistes- und naturwissenschaftliche Fächer umfassenden Lehrangebot der Universität.
Als besonders Profil bestimmend für den Studienort Halle sollte sich in den 90er Jahren die Etablierung zweier künstlerisch-pädagogischer Diplomstudiengänge erweisen: Musikerziehung, Hauptfach Klavier und Musikerziehung, Hauptfach Gesang. Die Attraktivität beider Studiengänge wurde kontinuierlich entwickelt und nicht nur von Studierenden aus Deutschland geschätzt, sondern zog auch junge Musiker aus ganz Europa und sogar aus Lateinamerika und Fernost nach Halle. Hervorragende Pianisten und Sänger debütierten erfolgreich als Wettbewerbsteilnehmer auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene. Ebenso schlossen einige Absolventen Solo- und Festverträge ab.
Zum Wintersemester 2007/08 wurden die Bachelor- und Masterstudiengänge Klavier/Gesang sowie die modularisierten Lehramtsstudiengänge eingeführt. Die entsprechenden Studiengänge im Fach Gitarre starteten im Wintersemester 2009/10.
Institutschronik 2009 bis 2024
Seit dem Wintersemester 2009/10 ist die gesamte universitäre Musikausbildung des Landes Sachsen-Anhalt mit den bestehenden Lehramtsstudiengängen Lehramt Musik an Gymnasien, Lehramt Musik an Sekundarschulen, auch in Kombination mit dem Lehramt an Förderschulen, und Musik für das Lehramt an Grundschulen in Halle konzentriert. Bereits seit 2003 existiert in Kooperation mit der benachbarten Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik der Kombistudiengang Lehramt Musik an Gymnasien/ Diplom-Kirchenmusiker B. Ausgeweitet wurde darüber hinaus das Angebot an Instrumental- und Gesangspädagogik-Studiengängen, welche im Bundesland Sachsen-Anhalt ausschließlich an der Universität Halle bestanden. Von 2009 an konnten Gesangs-, Klavier- und Gitarrenpädagogik durchgängig vom Bachelor über den Master bis hin zu den Künstlerischen Aufbaustudiengängen zum Konzertexamen studiert werden, was in der deutschen Universitätslandschaft als Besonderheit galt, in den Jahren 2018 bis 2024 jedoch sukzessive außer Kraft gesetzt wurde.
Durch das Hinzukommen des Lehrpersonals aus Magdeburg wuchs das hallesche Kollegium ab 2009 in erheblichem Maße. Neben zwei Professorinnen für Gesang, einem zweiten Professor für Klavier und einem Hochschuldozenten (Professor) für Gitarre lehrte nun auch ein weiterer Professor für Musikwissenschaft in Halle. Hinzu kamen weitere sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Klavier, Musiktheorie und Musikdidaktik. Damit standen bis in die jüngste Vergangenheit am Musikinstitut, Abt. Musikpädagogik in Halle insgesamt ca. 35 hauptamtliche Hochschullehrkräfte für die Ausbildung von bis zu 400 Studierenden zur Verfügung.